Yoga und mein Finden des Ortes Hier …
Letzten Sommer habe ich eine Fahrradtour am Land gemacht. Es war ein warmer, sonniger Tag im Juli, und ich habe es genossen, durch die Landschaft zu fahren, ohne Erwartungen, ohne direktes Ziel. Und plötzlich stehe ich in einem Ort namens „Hier“. Es gibt dort nicht viel, zwei größere Bauernhöfe, ein riesiges Maisfeld, Obstbäume und ein gepflegter Garten mit Gänseblümchen vor einem alten Haus. Und mittendurch führt eine schmale, asphaltierte Straße. Was mir auffällt, ist, wie ruhig es in „Hier“ ist. Für einen kurzen Moment halte ich inne und genieße diese Stille. Ich atme ein, ich atme aus. Es dauert aber nicht lang, und die Gedanken finden mich wieder. Und ehe ich mich
versehe, bin ich auch schon wieder auf dem Weg raus aus dem Örtchen, und befinde mich schon wieder im Dort. Dort bin ich oft, es ist das Leben, das mich beschäftigt, die Pläne, Schwierigkeiten…es ist für uns so normal, sich im „Dort“ aufzuhalten, und so schwer, diese Kette zu unterbrechen.
„Solange wir nach einem Dort suchen, werden wir niemals ein Hier finden. Denn sobald wir ein Hier gefunden haben, begeben wir uns wieder auf die Suche nach einem neuen Dort. Wir sind nicht auf der Suche nach etwas außerhalb, sondern auf der Suche nach etwas in uns. Oder auf der Flucht vor einer inneren Leere. Oder wir haben uns verloren und suchen unseren Weg. Im Augenblick stehe ich im Wald, finde ich die Wege vor lauter Bäumen nicht, verzettle mich, und bräuchte eine Landkarte. Eine Karte von meinem Inneren aber kann ich nur selbst zeichnen…“ meinte Nicolas de Chamfort,
französischer Schriftsteller (1741-1794). Es sei schwer, sagte er, das Glück in uns zu finden- gleichzeitig sei es ganz umöglich, es anderswo zu finden. Was sich ein wenig wie ein Dilemma anhört, ist im Grunde ein sehr erlebnisreicher Weg, den wir nur gehen können, indem wir bei uns selbst anfangen. Um in uns diese leuchtenden „Hier“-Orte zu finden, oder um uns zumindest unseren Weg in diese Richtung zu bahnen. Und das… geschieht bei mir am besten und schnellsten beim Yoga.
Wenn ich mich auf meine Yogamatte stelle, wird es ganz plötzlich ruhig in mir. Dann weiß ich, dass ich zuhause bin, angekommen im Ort „Hier“. Das, was vorher wichtig war, mir Angst gemacht oder mich beschäftigt hat, tritt in den Hintergrund. Übrig bleibt mein Körper und mein Atem. Meist gesellt sich auch Freude hinzu. Und dann weiß ich, ich bin im gegenwärtigen Moment angekommen. Die tägliche Praxis kann uns dabei helfen, uns einmal am Tag dieses „Hier“ bewusst zu machen und herbeizudenken, und uns ohne Wertung unsere Gedanken und Gefühle anzusehen. Und das kann ganz schön spannend sein!
Stay tuned! Be real! See you on the mat!
Yoga mit Simone Stockinger
Cinnamon Yoga. Hatha Yoga mit kreativen Elementen
Jeden Donnerstag | 17:00 – 18.30h
Offene Stunde | Keine Vorkenntnisse erforderlich
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Text, Foto & Copyright | Mag. Simone Stockinger